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Umgang mit demenzkranken Menschen

Das Wichtigste im Umgang mit demenzkranken Menschen ist Geduld.

Durch Ungeduld oder Unverständnis seitens der Kontaktpersonen hat der Pflegebedürftige oft das Gefühl, etwas falsch zu machen. Dies wiederum führt zu Unzufriedenheit und Unwohlsein. Auch wenn der Pflegebedürftige nicht mehr im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte ist, spürt er, wie er anderen zur Last fällt.

Demente Menschen benötigen viel Zeit für alle Reaktionen und Handlungen. In fortgeschrittenen Stadien ist beispielsweise eine ausreichende Ernährung auf natürlichem Weg nicht mehr möglich, weil die Betroffenen aufgrund ihrer Antriebsstörung nicht mehr in der Lage sind, Nahrung hinunterzuschlucken. Die Geduld und die zeitlichen Möglichkeiten der Pflegenden stoßen deswegen im Spätstadium oft an ihre Grenzen.

Menschen, die an Demenz erkrankt sind, fühlen sich oft falsch verstanden oder bevormundet, da sie die Entscheidungsgrundlagen der pflegenden Personen nicht nachvollziehen können. Sie reagieren besonders dann schnell verärgert, wenn man sie für Dinge verantwortlich macht, die sie längst vergessen haben. Sie fühlen sich z. B. schuldig, einen schwerwiegenden Fehler begangen zu haben, mit ihren eigenen Schwächen konfrontiert (für die sie ja nichts können) oder peinlich berührt. Erwiesen ist, dass auch demenzkranke Menschen Gefühle haben, auch wenn die Betroffenen sie im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr wirklich ausdrücken können.

Gut zu wissen: Das Erinnerungsvermögen dementer Menschen ist stark beeinträchtigt, das Bewusstsein aber zumeist noch intakt.

Konflikte vermeiden

Als Angehöriger sollten Sie sich unbedingt darüber im Klaren sein, dass die Betroffenen aufgrund ihrer Gedächtnisstörungen nur noch bedingt lernfähig sind. Vieles, was man Demenzkranken sagt, haben sie innerhalb weniger Minuten wieder vergessen. Mit dementen Menschen lassen sich daher nur schwer zuverlässige Vereinbarungen treffen. Natürlich ist das nicht leicht zu ertragen, da Sie den demenzkranken Menschen einmal ganz anders kennen gelernt und erlebt haben. Es gibt dennoch praxiserprobte Methoden, die den Betroffenen wie den Pflegenden das Leben so erträglich wie möglich machen.

Einfach kommunizieren

Die Sprache, die man demenzkranken Menschen gegenüber benutzt, sollte möglichst einfach sein. Denn das Verständnis für komplexe Zusammenhänge ist zumeist genauso beeinträchtigt wie die Fähigkeit, langen und komplizierten Sätzen folgen zu können. Beachten Sie daher folgende Regeln:

  • Streben Sie einen fürsorglichen, aber gleichzeitig bestimmten und deutlichen Umgangston an.
  • Sprechen Sie eine einfache, leicht verständliche Sprache. Formulieren Sie Ihre Sätze kurz und prägnant und geben Sie klare Anweisungen.
  • Verzichten Sie nach Möglichkeit auf Fragestellungen, da diese die Betroffenen häufig überfordern.
  • Lassen Sie dem Betroffenen genügend Zeit für eine Antwort oder Reaktion. Fahren Sie erst dann fort, wenn eine Aussage oder Anweisung angenommen wurde.
  • Merken Sie sich Begriffe und Redewendungen, die gut verstanden werden, und benutzen Sie diese besonders häufig.
  • Vermeiden Sie Streitgespräche und unnötige Diskussionen, auch wenn der Demenzkranke Ihrer Meinung nach eindeutig im Unrecht ist.
  • Verzichten Sie auf Aussagen und Versprechungen, die sich auf die Zukunft beziehen, da Demenzkranke fast ausschließlich in der Gegenwart leben.
  • Überhören Sie nach Möglichkeit Anschuldigungen oder Vorwürfe in Ihre Richtung.

Gut zu wissen:

Bleiben Sie stets freundlich und geduldig im Umgang mit demenzkranken Menschen auch wenn es mitunter schwerfällt.

Alle Sinne ansprechen

Wenn Reden kaum noch möglich ist, wird es umso wichtiger, die übrigen menschlichen Sinne anzusprechen. Persönlicher Zugang kann auch über Schmecken, Riechen, Sehen, Hören, Tasten und Bewegung geschaffen werden. Auch hier gilt es aber, die richtige Balance zu finden, um eine Reizüberflutung zu vermeiden. Eine Überlagerung verschiedener Sinneseindrücke kann bedrohlich und verwirrend wirken, da Demenzkranke unterschiedliche Informationsquellen nicht mehr getrennt voneinander betrachten und zuordnen können.

Die richtige Umgebung schaffen

Eine vertraute und gewohnte Umgebung kann manchmal Wunder wirken. Sie gibt dem Betroffenen emotionale Sicherheit und reduziert das Risiko von Angst- und Panikattacken. Veränderungen im Wohnumfeld hingegen werden von Demenzkranken oft als bedrohlich wahrgenommen. Eine neue Möblierung, der Wegfall vertrauter Geräusche oder ein veränderter Tagesablauf wollen daher wohl überlegt sein. Auch diesbezüglich haben wir einige Tipps für Sie:

  • Sorgen Sie für Beständigkeit und Routine im Tagesablauf des Erkrankten und halten Sie gemeinsam "einstudierte" Zeiten ein, z. B. was Mahlzeiten oder das Schlafengehen betrifft.
  • Bieten Sie der pflegebedürftigen Person jeden Tag Erinnerungshilfen, z. B. durch konkrete Angaben über Uhrzeit, Datum, Ort und Namen.
  • Geben Sie dem Betroffenen emotionalen Halt, indem Sie z.B. seine Umgebung mit vertrauten Gegenständen ausstatten, gemeinsame Urlaubserinnerungen wecken oder seine Lieblingsmusik spielen.
  • Achten Sie auf eine gute Beleuchtung und vermeiden Sie eine allzu "lebendige" Zimmereinrichtung, da Schatten und Unruhe dem Betroffenen Angst machen können.

Die Last der Pflege schultern

90 % aller Demenzkranken werden von Angehörigen gepflegt. Dies führt sehr oft dazu, dass die Pflegenden sich überfordert fühlen und ihre Gedanken nur noch um die demenzkranke Person kreisen. Schuldgefühle sich selbst gegenüber und zeitweilige Aggressionen gegenüber dem Betroffenen kommen hinzu – genauso wie die Angst, auch selbst einmal an Demenz zu erkranken.

Fakt ist: Die psychische Belastung der Pflegetätigkeit kann enorm sein. Ihr sollte möglichst von Anfang an entgegengewirkt werden. Pflegende Angehörige sollten daher möglichst frühzeitig und gemeinsam mit der betroffenen Person Hilfe suchen, z. B. in einer Angehörigengruppe, bei einem Neurologen, bei einer Demenzberatungsstelle, durch Verteilung der Last auf mehrere Schultern oder durch Inanspruchnahme eines Pflegedienstes.

Gut zu wissen:

Alzheimer-Gesellschaften und Angehörigeninitiativen gibt es inzwischen im gesamten Bundesgebiet. Hier findet man Informationen für Betroffene und Angehörige, auch über konkrete Unterstützung in Wohnortnähe.